28. Mai 2020

28. Spieltag: Rückblick

Neues Format in dieser Ausgabe, wir beginnen mit dem größten Spiel der Woche:

Tobias Stieler in Borussia Dortmund - Bayern München:
Insgesamt: nicht fehlerfrei in seiner Foul-Erkennung (z.B. die Gelbe Karte in der 74' war eindeutig falsch) in einem sehr dynamischen Spiel; sehr effektive, gesprächige Kommunikation mit den Spielern. Korrektes Weiterspielen bei einem möglichen Strafstoß (Handspiel) in der 26'. Trotz einiger kniffliger Situationen hatte er das Spiel immer unter Kontrolle.

Bulischiri: Strafstoß wäre die richtige Entscheidung, der Arm vergrößert die Körperoberfläche unnatürlich (und wird nicht zur Stützung des Körpers verwendet). Es gibt jedoch einige Meinungen, dass es immer noch in der Grauzone ist, da es eine natürliche Position sei, wenn man sich wie Boateng wegdreht. Der VAR hätte nur dann eingreifen sollen, wenn Stieler das Handspiel völlig übersehen hat. Dann ist es eine wichtige Entscheidung, die der Schiedsrichter selbst treffen sollte. Hat Stieler die richtige Wahrnehmung gehabt, ist kein OFR richtig, weil es nicht klar und deutlich genug ist. Bei einem Strafstoß wäre eine Rote Karte in solchen Situationen nicht zu erwarten, auch wenn er wörtlich nach Regeltext eine klare Torchance verhindert.
Law 5: Strafstoß muss verhängt werden - das einzige Argument gegen eine Strafe, dass der Arm zur Koordination und zum Gleichgewicht eingesetzt wird, ist hinfällig, da sein Grätschen ein letzter Versuch ist, einen Schuss zu blockieren, eine Art Parade. Der VAR sollte eingreifen. Eine Gelbe Karte wäre die richtige Sanktion.

Bulischiri: Beide Entscheidungen können hier unterstützt werden, da es sich um eine individuelle Beurteilung handelt, ob es sich um eine legale Nutzung des Körpers oder um einen illegalen Bodycheck/Stoß handelt. Keine VAR-Intervention daher korrekt. Sollte so oder so keine RK sein, weil Lewandowski sich nicht auf das Tor zu bewegt. Stieler wirkte in dieser Situation sehr unsicher, seine Körpersprache war nicht klar und es scheint, dass er auf den VAR-Eingriff gewartet hat.
Law 5: Es ist eher ein Elfmeter als nicht, da der Angreifer die Position gewonnen hat, bevor er angegriffen wird. Abgesehen davon besteht das Paradigma in Deutschland sicherlich darin, härteren Körpereinsatz, wie in dieser Situation, zu akzeptieren, so dass die Nichtverhängung eines Strafstoßes die klügere (und konsequentere) Wahl zu sein scheint.

Daniel Schlager in Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg:
Insgesamt: Die solide Leistung wird durch ein eindeutig falsches Handspiel mit Freistoß und Gelber Karte in der 64' getrübt, das zum 0:2 geführt hat. In kniffligen Situationen in der 5' (Weiterspielen nach einem möglichen Handspiel) und 67' (potenzielle Tätlichkeit - Gelbe Karte gegeben) wählte Schlager die sicherere Variante.

Es ist die bessere Entscheidung es nur als rücksichtslos zu beurteilen, der Spieler versucht, die Auswirkungen seines versehentlichen Tretens zu minimieren.

Martin Petersen in Eintracht Frankfurt - SC Freiburg:
Insgesamt: Keine falsch bewerteten Schlüsselszenen, aber auch nicht sehr überzeugend. Seine Linie für das Bewerten von Fouls wurde während des Spiels nicht wirklich deutlich, und er strahlte nicht viel Autorität aus. Die Gelbe Karte in der 30' war nahe an einem groben Foulspiel, aber da der Kontaktpunkt der Fuß war, ist die geringere Sanktion angemessener. 

Manuel Gräfe in Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach:
Insgesamt: Er leitete das Spiel, wie gewohnt, mit einer nachsichtigen, aber gleichmäßigen Linie, die von den Spielern gemocht und akzeptiert wurde. Neben der 18' (s.u.) sah sich Gräfe noch zwei weiteren interessanten Elfmetersituationen gegenüber - einem Schlag des Torhüters in der 22' und einem Haltevergehen in der 64'. Während Strafstoß vielleicht jeweils die technisch korrektere Entscheidung war, räumen wir ein, dass Kontakte durch den Torhüter wie in der  22' oft nicht bestraft werden und es in der 64' keine eindeutigen Beweisbilder gibt.

Bulischiri: Der kleine Kontakt reicht aus, um den Gegner zu Fall zu bringen und sollte zu einem Strafstoß führen. Keine VAR-Intervention wäre nur dann gerechtfertigt, wenn Gräfe selbst eine klare Wahrnehmung hätte (Der Werder-Trainer sagte, dass Gräfe ihm tatsächlich mitteilte, dass er die Situation klar sah und entschied, dass sie ihm nicht zu einem Strafstoß reiche).
Law 5: Strafstoß muss gegeben werden, versäumter VAR-Eingriff; eine klare Situation, die nicht verkompliziert werden muss

Bastian Dankert in RB Leipzig - Hertha BSC: 
Insgesamt: Die wichtigen Entscheidungen (Gelb-Rote Karte in der 63' und ein Strafstoß in der 82') waren eindeutig richtig. Allerdings machte er während des Spiels mehrere kleinere Fehler, so dass die Leistung eher befriedigend als gut ist.

Deniz Aytekin in FC Augsburg - SC Paderborn:
Insgesamt: Der Schiedsrichter war in einem ausgesprochen ereignislosen Spiel nicht gefordert.

Tobias Welz in Fortuna Düsseldorf - Schalke 04:
Insgesamt: Sehr gute Leistung, eine nachsichtige Foul-Bewertung ohne offensichtliche Fehler. Korrekt, den leichten Stoß vor einem Tor in der 63' nicht zu bestrafen - besonders in Anbetracht seiner Linie in diesem Spiel. 

Felix Brych in 1899 Hoffenheim - 1.FC Köln:
Insgesamt: Das Spiel wurde von den Offiziellen auf dem Spielfeld gut gemeistert, abgesehen von drei Fehlern, die durch VAR-Interventionen korrigiert wurden (die zwei Situationen unten und ein verpasstes Abseits vor einem Tor, das dann in der 42' nicht anerkannt wurde). Nach einer beständigen ersten Halbzeit versuchte er in der zweiten Hälfte eine mildere Zweikampfbewertung, was zu einigen übersehenen Fouls führte. Alle sieben Verwarnungen - einschließlich einer Gelb-Roten Karte in der 50' - waren gerechtfertigt.

Korrekt, sehr gefährliches Tackling

Korrekt, der Schiedsrichter hätte dies ohne VAR-Eingriff erkennen sollen

Robert Schröder in Union Berlin - FSV Mainz:
Insgesamt: Gutes Comeback nach Verletzung. Nicht fehlerfrei, aber insgesamt gut geleitetes Spiel mit normalem Schwierigkeitsgrad: korrekte Gelb-Rote Karte (rücksichtslos) in der 42'; akzeptabel, vor einem Tor in der 13' kein Foul zu pfeifen (der Spieler kommt zuerst zum Ball); sehr harte, möglicherweise falsche Freistoßentscheidung vor einem Tor in der 33'.


Bonus: Christian Dingert hatte an diesem Spieltag ein hartes Spiel in der 2. Bundesliga zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV zu bewältigen. Er verhängte zwei umstrittene Strafstöße - ein Handspiel und ein Beinstellen des Torwarts.

1 Kommentar:

  1. Lutz-Michael Fröhlich hat sich zu den beiden Elfmetern geäußert.

    „Beide Fälle sind im Grenzbereich und es waren keine offensichtlichen und klaren Fehlentscheidungen. Es muss entscheidend bleiben, was die Schiedsrichter auf dem Platz wahrgenommen haben, sonst wären die Schiedsrichter ja nur noch draußen an den Monitoren und genau das wollen wir ja nicht.“

    Weiter:„Es hätte der gängigen Auslegung eher entsprochen, hätte es den Strafstoß beim Spiel Dortmund gegen Bayern gegeben, den bei Paderborn gegen den BVB dafür aber nicht. Denn bei Can war der Arm sehr nah am Körper. Bei Boateng sieht man schon eher eine Bewegung in die Flugbahn des Balles.“

    Ganz meine Meinung.

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