21. Mai 2020

26. Spieltag: Rückblick

Zusammen mit Law 5 - The Referee haben wir einen Rückblick auf den Spieltag erstellt. Nachfolgend findet ihr Ausschnitte der interessantesten Situationen des Wochenendes (mit den Einschätzungen der beiden Blogs) und eine kurze Analyse der Leistungen der neun Schiedsrichter, die für die Spiele verantwortlich waren.

Lasst uns mit den interessantesten Situationen des Wochenendes beginnen. Wir präsentieren die Ansichten sowohl von diesem Blog als auch von Law 5.


Borussia Dortmund - Schalke 04 
Bulischiri: Richtige Entscheidung (kurze Distanz, eher natürliche Position, Ball vorher selbst abgefälscht)
Law5: Knifflige Situation, eine echte Grauzone (Abfälschung vs. absichtliches Spiel? natürliche Position? zu kurzer Abstand?) VAR sollte jede Entscheidung unterstützen.
Gemäss IG-SR will der DFB hier allerdings einen Strafstoß und einen VAR-Eingriff, weil die Vergrößerung der Körperfläche als maßgebliches Argument gesehen wird.

FC Augsburg - VfL Wolfsburg
Korrekter Eingriff und Korrektur (es wäre interessant, die Kommunikation zu hören, ob der SRA die Abseitsposition entdeckt hat).

Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach
Bulischiri: Falsche Entscheidung (zu wenig), aber kein klarer Fehler (es gibt Kontakt), also richtigerweise kein VAR-Eingriff. Im Falle eines Fouls eher eine Gelb(-Rot)e Karte (wenn das Schieben und nicht ein Fußkontakt bestraft wird), aber auch nicht eindeutig.
Law5: Korrekte Entscheidung, der Angreifer hat die Position gewonnen und wurde dann überrannt. Im Moment des Fouls ist der Angreifer an der Stelle des Fouls vom Tor abgewandt - richtig, keine weitere Strafe zu verhängen.

1.FC Köln - FSV Mainz
Es scheint eher eine Tätlichkeit zu sein, aber es lässt sich nicht komplett beweisen.

Werder Bremen - Bayer Leverkusen
Bulischiri: Arm als Waffe eingesetzt und auf den Kopf des Gegners gerichtet - eher eine Rote Karte. Nicht genug, um eine VAR-Intervention zu rechtfertigen.
Law5: Der "geladene" Ellenbogen liefert einige Argumente für eine Rote Karte, aber unter Berücksichtigung der Gesamtkraft / des Trefferpunktes handelt es sich um eine (obligatorische) Gelbe Karte. 

Erzgebirge Aue - SV Sandhausen
Bulischiri: Der Strafstoß ist klar, aber wir sind von der Notbremse nicht überzeugt, weil ein anderer Verteidiger in der Nähe ist. Auf der anderen Seite war der Angreifer bereits in einer guten Schussposition, Rot könnte also noch vertretbar sein.
Law 5: Korrekter Strafstoß, und korrekt auch die Rote Karte. Im Moment des Fouls kann ein zweiter Verteidiger die (offensichtliche) Torchance nicht verhindern.

Jahn Regensburg - Holstein Kiel
Bulischiri: 50/50-Entscheidung, weil der weiße Spieler auch ein gestrecktes Bein einsetzt.
Law 5: Eher korrekter Strafstoß. Man beachte die mangelnde vorausschauende Positionierung des Schiedsrichters - der Ball wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in Richtung Strafraum geschlagen, und er gerät in Rückstand, weil er bei dem Freistoß nicht näher am Tor ist.

FC St. Pauli - 1.FC Nürnberg
Korrekte Entscheidung und Intervention. Mit etwas dynamischem Sprint hätte der Schiedsrichter meiner Meinung nach auch ohne VAR die Entscheidung richtig getroffen (man sieht, dass er keinen guten Einsichtswinkel erhält).

Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart
Mit den Zeitlupen wird das Handspiel deutlich.
Bulischiri: Die Intervention des VAR ist zumindest als verpasster Vorfall ("missed incident") gerechtfertigt, falls Stegemann das Handspiel nicht wahrgenommen hat.
Der DFB gab eine Erklärung ab, dass die Entscheidung, einen Strafstoß zu verhängen, richtig war, die VAR-Intervention jedoch nicht. 
Law 5: Diese Bewertung des DFB macht die Beurteilung des Handspiels als VAR in Deutschland sehr heikel, eher unnötig dies so zu kommunizieren.


Abschließend folgen die kurzen Rückblicke auf die Schiedsrichterleistungen in den einzelnen Bundesligaspielen:


Deniz Aytekin in Borussia Dortmund - Schalke 04: 
Das Derby war für ihn auch wegen des eindeutigen Ergebnisses nicht besonders herausfordernd. Er und seine Entscheidungen wurden wegen seines Auftretens und wegen der Qualität der Entscheidungen gut respektiert. Die Disziplinarmaßnahmen - darunter eine mündliche Verwarnung hier in der 23' und eine Verwarnung wegen eines taktischen Handspiels in der 73' - waren allesamt zumindest vertretbar.

Manuel Gräfe in RB Leipzig - SC Freiburg:
Sein gewohnt nachsichtiger Stil hat in diesem fairen Spiel gut funktioniert. Der VAR ließ ein spätes Tor wegen einer engen Abseitsstellung nicht zu.

Christian Dingert  in 1899 Hoffenheim - Hertha BSC:
Die Partie begann intensiver als andere, aber es gelang ihm, sie mit gut platzierten Verwarnungen zu kontrollieren. Später beruhigte sich die Lage und es gab keine schwierigen Entscheidungen im Spiel zu treffen.

Frank Willenborg in Fortuna Düsseldorf - SC Paderborn:
Gute Leistung im Abstiegskampf, der dem Schiedsrichter ohne besondere Vorkommnisse nur normale Schwierigkeiten bereitete.

Felix Brych in FC Augsburg - VfL Wolfsburg:
Löste die beiden herausfordernden Situationen, die oben erwähnte Abseitsstellung nach OFR in der 67' und einen möglichen, korrekterweise nicht gegebenen Handelfmeter in der 29' (der Ball wurde gegen den eigenen (ausgestreckten) Arm geschossen, eindeutig nicht strafbar nach den neuen Regeln) Gute Aufmerksamkeit von VAR Marco Fritz bei der Abseitssituation. Brych erklärte den Spielern seine Entscheidungen, z.B. die Entscheidung gegen den Handelfmeter, gut und hatte die volle Kontrolle.

Felix Zwayer in Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach:
Ein leichtes Spiel, das er ohne Probleme gemeistert hat, abgesehen von dem umstrittenen Strafstoß.
Nach unserer Ansicht reicht dies für einen schweren (7,9) Fehler aber nicht aus. 

Guido Winkmann in 1.FC Köln - FSV Mainz:
Mehr Zwischenfälle als in den anderen Spielen. Richtige Elfmeter-Entscheidung (Stoßen) in der 4', aus unserer Sicht falscher Freistoß vor dem 2:0 (aber nicht unmittelbar vor dem Tor, daher nur ein normaler Fehler) und eine mögliche Tätlichkeit in der letzten Minute. Keine weiteren Probleme, daher insgesamt eine gute Leistung.

Bastian Dankert in Union Berlin - Bayern München:
Beide wichtigen Entscheidungen waren definitiv richtig. Ein Tor in der 18', das wegen Abseits nach VAR [Tobias Reichel] -Eingriff nicht erlaubt wurde und ein Elfmeter (Beinstellen) in der 39'. Nach den Entscheidungen im Mittelfeld musste er einige Proteste einstecken, aber wir denken, seine Foulerkennung war insgesamt gut.

Tobias Stieler in Werder Bremen - Bayer Leverkusen:
Stieler, der im Hintergrund blieb, bot eine gute Leistung, indem er Verwarnungen für die eindeutig rücksichtslosen und taktischen Fouls aussprach. Er hat das Spiel stets ruhig gehalten.

Insgesamt: ein starker Spieltag für die Schiedsrichter, obwohl die Spiele von geringerer Schwierigkeit waren als normal.

Abweichende Meinungen dürfen natürlich gerne in den Kommentaren geäußert werden.

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