10. Juni 2018

Die WM aus deutscher SR-Sicht

Auch wenn dieser Blog sich in erster Linie mit der Bundesliga beschäftigt, wollen wir in diesem Beitrag einen Blick auf die deutschen Unparteiischen bei dem Turnier werfen. Gleichzeitig soll dies
zum Sammeln der Kommentare zur WM dienen.

Schiedsrichter 
Name: Felix Brych
Land: Deutschland
Wohnort: München
Geburtsdatum: 03.08.1975
Alter: 42
Beruf: Rechtsanwalt beim Bayerischen Fußballverband
Hobbys: Tennis, Beach-Volleyball, Mountainbiken in Bayern
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Schiedsrichter seit: 1993
DFB-Schiedsrichter seit: 2001
Bundesliga-Schiedsrichter seit: 2004 
International seit: 2007
UEFA Elite Kategorie seit: 01/2011
Champions League Spiele: 48
Europa League Spiele: 10
Internationale Spiele (Gesamt): 118
Gelbe Karten pro Spiel (Int.): 3,59 
GelbRote Karten pro Spiel (Int.): 0,19 
Rote Karten pro Spiel (Int.): 0,07 
Bundesliga-Spiele: 248
Schönste Erinnerung: Reisen zu Spielen in der druckfreien Anfangszeit seiner Karriere, aber auch volle Stadien, die das Adrenalin in die Adern pumpen

Der Jurist Felix Brych startete seine Schiedsrichter-Karriere 1993 im Amateurbereich und arbeitete sich bis 2004 in die Bundesliga hoch. 2007 wurde er internationaler Referee und debütierte in den europäischen Klub-Wettbewerben (Champions-League und UEFA-Cup-Qualifikation). Im folgenden Jahr gab er sein Debüt in der Gruppenphase der Champions League, und nach vielen Einsätzen dort leitete er dann 2017 das Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid. Dies war sein zweites europäisches Finale nach FC Sevilla gegen Benfica Lissabon in der Europa League 2014. Er hat Erfahrung in anderen Ländern wie Saudi-Arabien, Zypern und Südkorea, wo er 2008 das Rückspiel des K-League-Finales leitete. In Deutschland war Brych im Pokalfinale 2015 im Einsatz. Er wurde bei vielen internationalen Turnieren eingesetzt, nämlich Olympia 2012 (2 Spiele), Confederations Cup 2013 (1 Spiel), EM 2016 (3 Spiele inkl. VF), und der Klub-WM 2017, wo er das Halbfinale Gremio gegen Pachuca leitete. Russland 2018 ist Brychs zweite WM nach Brasilien 2014, wo er sich um zwei Spiele kümmerte. In WM-Qualifikationen hat er schon drei Play-Off-Spiele geleitet: Irland-Frankreich 2009, Neuseeland-Mexiko 2013 und Schweiz-Nordirland 2017.
(Dieser Text ist eine freie Übersetzung des FIFA-Porträts)

Assistenten
Name: Mark Borsch
Land: Deutschland
Wohnort: Mönchengladbach
Geburtsdatum: 16.03.1977 
Alter: 41 
Beruf: Polizist
Bundesliga seit: 2006
International seit: 2008
Champions League Spiele: 50
Europa League Spiele: 10
Internationale Spiele (Gesamt): 117
Bundesliga-Spiele: 206

Name: Stefan Lupp
Land: Deutschland
Wohnort: Zossen
Geburtsdatum: 09.09.1978 
Alter: 39
Beruf: Betriebswirt
Bundesliga seit: 2005
International seit: 2011
Champions League Spiele: 32
Europa League Spiele: 9
Internationale Spiele (Gesamt):84
Bundesliga-Spiele: 215


Video-Assistenten
Name: Bastian Dankert
Land: Deutschland
Wohnort: Rostock
Geburtsdatum: 09.06.1980
Alter: 38

Name: Felix Zwayer
Land: Deutschland
Wohnort: Berlin
Geburtsdatum: 19.05.1981
Alter: 37

Chancen bei der WM
Der deutsche Schiedsrichter ist in exzellenter Form, wenn man die diesjährige KO-Phase der Champions League betrachtet. Allerdings muss er auf FIFA-Ebene noch seinen Durchbruch schaffen oder anders ausgedrückt, mehr Reputation beim FIFA-Kommitee erhalten. Die Teilnahme 2014 lief, gemessen an den Erwartungen, nicht so gut. Er leitete nur zwei Spiele in der Gruppenphase, obwohl er sich vermutlich mehr erhoffen durfte. Nach einem fehlenden Strafstoß bei Belgien-Russland endete sein Turnier. Nun scheinen die Voraussetzuingen ganz anders zu sein: Er gehört zu den Kandidaten für das Finale, wenn das Nationalteam und Brychs Leistungen es erlauben. Die zwei deutschen Video-Assistenten könnten dabei ein wichtiges Argument für ihn sein. 
(Übersetzung der Vorschau von Law 5)

Einsätze
Felix Zwayer startet am Freitag als Video-Assistent der vom Türken Cüneyt Cakir geleiteten Partie Marokko gegen Iran ins Turnier. Dabei unterstützen ihn Bastian Dankert und Mark Borsch als Assistenten. In der gleichen Konstellation helfen die drei Deutschen dann einen Tag später auch dem Gambier Bakary Gassama beim Spiel Peru gegen Dänemark. Am Montag ist dann mal Dankert der verantwortliche Video-Assistent und Zwayer sein erster Helfer. Gemeinsam sichern sie die Spielleitung von Janny Sikazwe aus Sambia bei Belgien gegen Panama ab. Weiter geht es für die beiden am Dienstag mit einem Einsatz als Assistenten vom niederländischen Video-Assistenten Danny Makkelie bei der Begegnung zwischen Kolumbien und Japan. Am Mittwoch ist Zwayer dann wieder verantwortlicher Video-Assistent, während der Amerikaner Mark Geiger das Spiel Portugal gegen Marokko leitet. Dankert ist dabei einer von Zwayers Assistenten. Und auch am Donnerstag bekommen sie keine Pause, Zwayer ist Video-Assistent vom usbekischen Schiedsrichter Ravshan Irmatov bei Argentinien gegen Kroatien und Dankert unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Die beiden Deutschen wurden damit sechs Mal in sieben Tagen eingesetzt.
Eine Woche nach Turnierstart darf am Freitag dann auch Felix Brych ins Geschehen eingreifen. Er wird das Abendspiel zwischen Serbien und der Schweiz in Kaliningrad leiten und wird dabei natürlich von Mark Borsch und Stefan Lupp assistiert. Als Vierter Offizieller ist Nawaf Shukralla aus dem Bahrain dabei. Video-Assistent ist Felix Zwayer, der von Bastian Dankert, Carlos Astroza (Chile) und Clement Turpin (Frankreich) unterstützt wird. Beide Mannschaften haben unter Brychs Leitung ein Unentschieden in einem WM-Qualifikationsspiel und eine Niederlage in einem Freundschaftsspiel erlebt.
Direkt beim nächsten Spiel, Belgien gegen Tunesien am Samstag, sind Dankert und Zwayer wieder angesetzt und helfen dem Video-Assistenten Mark Geiger. Am  Montag arbeitet Zwayer erneut als Video-Assistent von Ravshan Irmatov. Dabei unterstützen ihn Dankert und Borsch bei der Partie von Spanien gegen Marokko. Am Dienstag werden die deutschen Video-Assistenten zum ersten Mal getrennt: Borsch und Dankert unterstützen Danny Makkelie hinter den Bildschirmen bei Australien-Peru, während Zwayer im Video-Team vom Italiener Paolo Valeri steht, wenn Island auf Kroatien trifft. Mittwoch erfolgt direkt die Wiedervereinigung, denn Zwayer ist der Video-Assistent vom Franzosen Clement Turpin bei der Partie zwischen der Schweiz und Costa Rica, und Dankert und Borsch helfen ihm dabei. Zum Abschluss der Vorrunde assistiert Dankert dann erneut Danny Makkelie beim Spiel zwischen Senegal und Kolumbien.
Zu Beginn der KO-Runde am Samstag hilft Dankert wiederum Video-Assistent Mark Geiger bei der Begegnung zwischen Uruguay und Portugal. Auch Borsch und Zwayer sind weiterhin im Einsatz und assistieren Danny Makkelie bei Spanien gegen Russland. Die beiden machen Montag gleich weiter, Zwayer ist dann verantwortlicher Video-Assistent für den Senegalesen Malang Diedhiou beim Achtelfinale von Belgien gegen Kolumbien, Borsch kümmert sich um die Abseits-Situationen. Auch bei Schweden gegen Schweiz gibt es deutsche Beteiligung, Dankert sitzt dabei neben dem italienischen Video-Assistenten Daniele Orsato.
Nachdem es sich schon eine ganze Weile abgezeichnet hatte, wurde heute bekannt, dass Felix Brych kein weiteres Spiel bei der WM leiten wird. Seine Leistung beim einzigen Einsatz bei Serbien gegen Schweiz wurde offenbar als nicht ausreichend für weitere Nominierungen befunden. Damit war die WM für Brych leider noch erfolgloser als die WM 2014, wo er immerhin zwei Vorrundenspiele leiten durfte. Die Serie ohne deutschen SR ab dem Viertelfinale setzt sich damit weiter fort. Auch Stefan Lupp fährt vorzeitig nach Hause, während Mark Borsch noch für Einsätze im Video-Assistententeam in Russland bleibt. Felix Zwayer und Bastian Dankert dürfen ebenfalls noch auf weitere Aufgaben hoffen.
Im Viertelfinale helfen Borsch und Zwayer bei Brasilien gegen Belgien mit und arbeiten dem Video-Assistenten Daniele Orsato zu. Einen Tag später sind dann Dankert und Zwayer bei Danny Makkelie im Video-Team für Schweden gegen England. Im zweiten Halbfinale passiert dann das gleiche: Dankert und Zwayer assistieren Makkelie bei England-Kroatien. Abschließend unterstützt Dankert noch einmal Video-Assistent Mark Geiger bei Spiel um Platz 3 zwischen Belgien und England.

Ingesamt kommen Felix Brych und Stefan Lupp also nur zu einem einzigen Einsatz bei dieser WM. Mark Borsch war zusätzlich zu einem Assistenten-Einsatz noch 8 Mal als AVAR2 angesetzt. Felix Zwayer blickt auf 7 Spiele als Video-Assistent zurück, zudem kommen noch ein Spiel als AVAR1 und 7 weitere als AVAR3. Bastian Dankert war zwar nur in einer Partie leitender Video-Assistent, hatte aber 14 Einsätze als AVAR1 und 2 als AVAR3.

Ansetzungen für Die Mannschaft:
Deutschland - Mexiko: Alireza Faghani (Iran, 40, städtischer Angestellter, 1.WM als SR, leitete GER-CHI in der ConfedCup-Vorrunde 2017 und das Olympia-Finale 2016)
Deutschland - Schweden: Szymon Marciniak (Polen, 37, Profi-Schiedsrichter & Unternehmer, 2. WM-Spiel nach ARG-ISL, leitete DEU-SVK im EM-Achtelfinale 2016 und das U21-EM-Finale 2015)
Südkorea - Deutschland: Mark Geiger (USA, 43, Vollzeit-SR, Ex-Mathe-Lehrer, 5. WM-Spiel (2018 zuvor POR-MAR), leitete AUS-GER beim ConfedCup und das U20-WM-Finale 2011)