19. Juni 2016

Cortus, Kampka, Osmers und Willenborg steigen in die Bundesliga auf

Wer in den Kommentaren dieses Blogs mitliest, weiß es schon länger, aber in der aktuellen Schiedsrichter-Zeitung hat der DFB nun auch die Aufsteiger in die Bundesliga bestätigt.

Zudem hat sich auch bestätigt, dass mit Peter Sippel ein weiterer ehemaliger FIFA-Schiedsrichter seine Karriere beendet. Der 46-Jährige, der 1998 in der Bundesliga debütierte, hätte noch ein Jahr erstklassig pfeifen dürfen. International kam Sippel zwischen 2003 und 2010 zu 10 Einsätzen in der Europa League, hat den Sprung in höhere Regionen aber nicht geschafft und wurde dann von der Liste genommen, um Platz für jüngere Kollegen zu schaffen. Neben genau 150 Einsätzen in der zweiten Liga (die zweitmeisten nach Weiner), kam Sippel zu 216 Bundesliga-Spielen. 
Damit addiert sich die Anzahl der Partien von den vier Ausscheidenden auf fast 1000. Über die schon länger feststehenden Karriereenden von Kircher, Meyer und Weiner haben wir bereits vor dem letzten Spieltag ausführlich berichtet.

Die vier Aufsteiger kommen aus genau den Landesverbänden, die die erfahrenen Schiedsrichter auf der Bundesliga-Liste verloren haben:
Aus Bayern übernimmt Benjamin Cortus den Platz von Sippel. Der 34-jährige Informatikkaufmann aus Röthenbach hat seit 2011 42 Spiele in der 2. Bundesliga geleitet. Außerdem stand er in 55 Bundesliga-Spielen als Assistent an der Linie, meistens im Team von Robert Hartmann. 
Den württembergischen Platz von Kircher nimmt Robert Kampka ein. Er ist ebenfalls 34 Jahre alt, arbeitet als Arzt und lebt in Mainz. Seit 2010 ist er zu 50 Einsätzen in der Zweiten Liga gekommen. Als Assistent war er 2006/07 und 2010/2011 jeweils für eine Saison an der Linie und kam insgesamt zu 12 Einsätzen. Er ist damit der erste Aufsteiger seit langem, der unmittelbar vorher kein Bundesliga-Assistent war. Allerdings wurder er häufig als Vierter Offizieller eingesetzt. 
Nach dem Ausscheiden von Meyer und Weiner blieb kein Niedersachse auf der Bundesliga-Liste, dafür steigen jetzt zwei Schiedsrichter aus diesem Verband auf. Der eine davon ist Harm Osmers (nicht verwandt mit Hans-Joachim Osmers) aus Hannover. Mit 31 ist er der jüngste Aufsteiger und ist als Investitionscontroller tätig. Seit Anfang 2011 hat er 45 Zweitliga-Spiele geleitet und in 54 Bundesliga-Spielen an der Linie. Letzteres zumeist bei Daniel Siebert, in der letzten Saison dann bei Bastian Dankert im Team.
Der andere niedersächsische Aufsteiger ist Frank Willenborg. Der Realschullehrer aus Osnabrück ist mit 37 Jahren der älteste Bundesliga-Neuling der letzten Jahre. Dementsprechend ist er mit 72 Zweitliga-Spielen seit 2007 der Erfahrenste unter den Aufsteigern. Dazu kommen noch 121 Assistenten-Einsätze in der Bundesliga, den Großteil davon im Gespann von Florian Meyer.

Auch der Umbau in der 2. Bundesliga wird fortgeführt. Nach fünf Neulingen im Vorjahr sind es jetzt sieben weitere Aufsteiger: Florian Badstübner (25, 30 3.L-Spiele seit 2013) aus Windsbach (Bayern), Christof Günsch (30, 19 3.L-Spiele seit 2014) aus Marburg (Hessen), Matthias Jöllenbeck (29, 19 3.L-Spiele seit 2014) aus Freiburg (Südbaden), Benedikt Kempkes (30, 19 3.L-Spiele seit 2014) aus Koblenz (Rheinland), Lasse Koslowski (28, 21 3.L-Spiele seit 2014) aus Berlin, Alexander Sather (29, 29 3.L-Spiele seit 2013) aus Grimma (Sachsen) und Daniel Schlager (26, 19 3.L-Spiele seit 2014) aus Rastatt (Südbaden). Alle Aufsteiger wurden bisher auch als Assistenten in der Zweiten Liga eingesetzt, könnten diese Aufgabe also jetzt auch in der Bundesliga übernehmen.

Mit Thorsten Schriever hat auch ein Schiedsrichter der Zweiten Liga seine Karriere vorzeitig beendet. Der 40-Jährige stand seit 2003 auf der Zweitliga-Liste und hat in der Zeit dort 109 Spiele geleitet.  Außerdem war er häufiger als jeder andere Schiedsrichter in der 1. Bundesliga als Vierter Offizieller im  Einsatz.

Bei den Assistenten beendet Florian Steuer seine Karriere mit erst 36 Jahren. Er stand seit 2009 in 92 Bundesliga-Spielen an der Linie, nach ihrem gemeinsamen Debüt am häufigsten bei Felix Zwayer. Von 2008 bis 2013 war Steuer zudem Zweitliga-Schiedsrichter und kam dort zu 40 Einsätzen.

4. Juni 2016

Felix Brych, der deutsche Schiedsrichter bei der EM

Eine Woche vor dem Start der Europameisterschaft in Frankreich, stellen wir den deutschen Schiedsrichter im Turnier und sein Team vor. Die Informationen stellen weitesgehend eine Übersetzung vom Blog The Third Team dar, wo solche Porträts für alle EM-Schiedsrichter veröffentlicht werden.

Schiedsrichter 
Name: Dr. iur. Felix C. Brych
Land: Deutschland
Wohnort: München
Geburtsdatum: 03.08.1975
Alter: 40
Beruf: Abteilungsleiter Talentförderung & Schiedsrichter im bfv (früher Rechtsanwalt)
Hobbys: Sport (Mountainbiking, Tennis, Volleyball), Musik
Schiedsrichter seit: 1993
DFB-Schiedsrichter seit: 2001
Bundesliga-Schiedsrichter seit: 2004
International seit: 2007
UEFA Elite Kategorie seit: 01/2011
Champions League Spiele: 37
Europa League Spiele: 9
Internationale Spiele (Gesamt): 96
Gelbe Karten pro Spiel (Int.): 3,54
GelbRote Karten pro Spiel (Int.): 0,16
Rote Karten pro Spiel (Int.): 0,08
Bundesliga-Spiele: 214
Größte Erfolge: Olympische Spiele 2012, Europa League Finale 2013 als 4. Offizieller, Confederations Cup 2013, Europa League Finale 2014, WM 2014, DFB-Pokalfinale 2015, EM 2016

Wissenswertes
  • Brych ist Doktor der Rechte und hat neben seiner SR-Laufbahn für ein Finanzinstitut gearbeitet. Jetzt ist er beim Bayerischen Fußballverband angestellt. 
  • Vor einigen Jahren gab es Ermittlungen wegen Steuerhinterziehungen gegen ihn. Die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht.
  • Es gibt eine Dokumentation, die Brych bei einem Bundesliga-Spiel begleitet und die Abläufe und Kommuniaktion auf und neben dem Feld zeigt.
  • Brych ist der EM-Schiedsrichter mit den meisten Champions-League-Spielen (37)
  • Typische Verhaltensweisen von ihm: Beim Anstoß links der Mittellinie stehen, Spiele zu früh abzupfeifen, auch schwere Spiele voll unter Kontrolle zu halten, indem er, wenn notwendig und vor allem international, zu einem sehr authoritären Stil greift.
Stärken
  1. Spielkontrolle auch unter schwierigen Umständen
  2. Spieler - und Konfliktmanagement
  3. Spielverständnis
  4. Genauigkeit in entscheidenen Situationen (fast keine 7.9 in TTT-Reports in 5 Jahren, in diesem Blog 11mal 7.9 oder schlechter in den letzen 4 Saisons)
  5. Physis, Kondition, Sprintfähigkeiten
Verbesserungspotenzial
  1. Ein mehr schrittweiser, taktischer Ansatz - balanciertere Disziplinarkontrolle
  2. Auftreten: Körpersprache, Pfeifsprache, Kartenpräsentation
  3. Stellungsspiel, Bewegung
  4. Zusammenarbeit mit Assistenten, Aufteilung der Zuständigkeiten (Vorfälle abseits des Geschehens)
  5. Nachspielzeit - nicht zu früh abpfeifen, ausdehnen, falls nötig 
Hinweis: Stärken und Verbesserungspotenzial beziehen sich auf die Beobachtungen von The Third Team in internationalen Spielen seit 2012. 

Assistenten
Name: Mark Borsch
Land: Deutschland
Wohnort: Mönchengladbach
Geburtsdatum: 16.03.1977
Alter: 39
Beruf: Polizist
Bundesliga seit: 2006
International seit: 2008
Champions League Spiele: 38
Europa League Spiele: 9
Internationale Spiele (Gesamt): 94
Bundesliga-Spiele: 170
Größte Erfolge: U-21 EM 2011, Olympische Spiele 2012, Confederations Cup 2013, Europa League Finale 2014, WM 2014, DFB-Pokalfinale 2015, EM 2016

Name: Stefan Lupp
Land: Deutschland
Wohnort: Zossen
Geburtsdatum: 09.09.1978
Alter: 37
Beruf: Betriebswirt
Bundesliga seit: 2005
International seit: 2011
Champions League Spiele: 21
Europa League Spiele: 8
Internationale Spiele (Gesamt):63
Bundesliga-Spiele: 177
Größte Erfolge: Olympische Spiele 2012, Confederations Cup 2013, Europa League Finale 2014, WM 2014, DFB-Pokalfinale 2015, EM 2016
 
Torrichter
Name: Bastian Dankert
Land: Deutschland
Wohnort: Rostock
Geburtsdatum: 09.06.1980
Alter: 35
Spiele als Torrichter: 31

Name: Marco Fritz
Land: Deutschland
Wohnort: Korb
Geburtsdatum: 03.10.1977
Alter: 38
Spiele als Torrichter: 42
 
Reserve-Assistent
Name: Marco Achmüller 
Land: Deutschland
Wohnort: Bad Füssing
Geburtsdatum: 17.10.1979
Alter: 36 

Chancen bei der EM
Brych gehört auf jedem Fall zu dem Kandidatenkreis für die letzten Spiele, inklusive dem Finale. Er ist natürlich stark davon abhängig, wie "Die Mannschaft" abschneidet.

Einsätze
Das erste Spiel für Brych und sein Team ist am Donnerstag Nachmittag das britische Duell zwischen England und Wales, das vermutlich durch die Ergebnisse am ersten Spieltag noch zusätzliche Brisanz gewonnen hat. In Lens unterstützt der Slowene Matej Jug als Vierter Offizieller.
Am Sonntag machen Marco Fritz und Mark Borsch den Gegenbesuch beim slowenischen Gespann und unterstützen Damir Skomina in Lille bei der Begegnung Schweiz gegen Frankreich als Vierter Offizieller und Ersatz-Assistent.
Der zweite Einsatz für Brych und sein Team findet am Mittwoch in Nizza statt. Zum Abschluss der Vorrunde duellieren sich dort Schweden und Belgien um einen der letzten Plätze im Achtelfinale. Auch hier ist wieder Matej Jug aus Slowenien als Vierter Offizieller dabei.
Im Pariser Prinzenpark sind dann am Samstag Felix Brych und Mark Borsch wohl die einzigen Nicht-Briten am Platz, wenn sie Martin Atkinson und seinem englischen Team beim Achtelfinale Wales gegen Nordirland als Vierter Offizieller und Ersatz-Assistent helfen.
Am Donnerstag geht es für Team Brych dann mit dem Viertelfinale Polen gegen Portugal in Marseille weiter. Milorad Mazic aus Serbien unterstützt als Vierter Offizieller und Pierluigi Collina beobachtet von der Tribüne, ob Brych eine finalreife Leistung zeigt.

Ansetzungen für Die Mannschaft:
Deutschland - Ukraine: Martin Atkinson (England) 
Deutschland - Polen: Björn Kuipers (Niederlande) 
Nordirland - Deutschland: Clement Turpin (Frankreich)
Deutschland - Slowakei: Szymon Marciniak (Polen)
Deutschland - Italien: Viktor Kassai (Ungarn)
Deutschland - Frankreich: Nicola Rizzoli (Italien)