Wie üblich wollen wir die im Laufe der Hinrunde
von uns verteilten Noten dazu benutzen, eine Leistungsbilanz der Bundesliga-Schiedsrichter, die in dieser Woche im Trainingslager auf Mallorca sind, zu erstellen. Gerade im Dezember wurden die Unparteiischen nach mehreren Fehlentscheidungen und schwachen Spielleitungen medial stark kritisiert und diskutiert. Nicht vergessen darf man aber, dass es in der ersten Hälfte der Hinrunde auffällig ruhig war und die Schiedsrichter selten im Mittelpunkt standen.
Trotzdem haben wir mit 8,207 einen Gesamtdurchschnitt, der unter den letzten Halbjahren liegt. Die Leistungen haben also (nach unserer Bewertung) tatsächlich insgesamt nachgelassen. Dies spiegelt sich auch in den Beurteilungen der einzelnen Referees wieder.
Wir beginnen aber mit dem Positiven, der Spitze der Notentabelle. Dort stehen interessanterweise nur Nicht-FIFA-Schiedsrichter, darunter einige mit wenig Erfahrung.
Ganz oben steht Robert Kampka (8,38), der in seinen ersten vier Bundesliga-Einsätzen überhaupt nur beim Spiel in Ingolstadt schwächelte und sonst überzeugen konnte. Auch der Schiedsrichter auf Platz 2 ist Mediziner, ist aber nicht in seiner ersten sondern seiner letzten Saison: Jochen Drees (8,36) konnte in vielen Spielen seine Stärken u.a. bei Strafraumsituationen zeigen, seinen schwächsten Auftritt hatte er leider ausgerechnet beim Topspiel in München.
Es folgen zwei bayrische Benjamins in ihrer ersten bzw. zweiten Saison. Benjamin Cortus (8,35) hat, ähnlich wie Kampka, seine ersten vier Spiele ohne größere Fehler absolviert und somit einen gelungen Einstieg in die neue Liga gehabt. Benjamin Brand (8,35) hat bei den ersten fünf Spielen mit guten bis sehr guten Leistungen überzeugt und wurde folgerichtig für das schwierige und brisante Spiel Hoffenheim gegen Dortmund ausgewählt, wo er deutliche Probleme hatte, ohne voll zu enttäuschen. Trotzdem dürfte er ein Kandidat für den nächsten freien FIFA-Platz sein.
Kommen wir nun zu den Schiedsrichtern mit guten Leistungen, die meist nur einen schweren Fehler / eine schwache Partie dazwischen hatten. Bestes Beispiel dafür ist Bastian Dankert (8,30), der erneut eine viel besprochene Fehlentscheidung getroffen hat, die davon ablenkt, dass er eigentlich eine gute Hinrunde absolviert hat. Auch Manuel Gräfe (8,29) hatte mit Mainz-Ingolstadt nur ein schlechtes Spiel bei sonst guten Spielleitungen. Da er im Gegensatz zu den über ihm Platzierten einige Topspiele und Derbys dabei hatte, könnte man ihn als "Schiedsrichter der Hinrunde" bezeichnen.
Auf den folgenden Plätzen sind wiederum einige Nicht-Internationale, nämlich Sascha Stegemann (8,29), Patrick Ittrich (8,28), Robert Hartmann (8,27) und Frank Willenborg (8,25). Sie eint, dass sie ebenfalls nur einen Ausrutscher dabei hatten und ansonsten ordentliche Partien abgeliefert haben. Stegemann ist ein weiterer FIFA-Kandidat, die anderen drei sind dafür schon etwas alt, aber es ist erfreulich, dass mit ihnen und den jüngeren Kollegen eine breite Auswahl zur Verfügung steht, auf die man sich verlassen kann und die dabei hilft, den "Generationswechsel" zu bewältigen.
Obwohl er zwei schwache Spiele hatte, kann man auch
Felix Zwayer (8,25) eine gute Hinrunde attestieren, da er auch viele sehr gute Auftritte hatte, am auffälligsten natürlich im Spitzenspiel vor Weihnachten. Auch international läuft es bei ihm, mit weiteren drei Einsätzen hat er sich in der Champions League etabliert, ein Aufstieg in die Elite-Kategorie dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Im mittleren Leistungsbereich der Hinrunde sind mit
Guido Winkmann (8,23) und
Markus Schmidt (8,22) zunächst zwei Schiedsrichter zu nennen, die mittlerweile zu den Erfahrenen gehören, aber nie den Sprung an die Spitze geschafft haben und deshalb eher unbedeutende Spiele bekommen. Diese haben sie weitesgehend solide mit einzelnen Fehlern geleitet.
Es folgen mit
Deniz Aytekin (8,20) und
Tobias Stieler (8,19) zwei FIFA-Schiedsrichter, die beide in der Mitte der Hinrunde eine Leistungsdelle mit mehreren schweren Fehlern hatten, was eine bessere Einstufung verhindert, wobei insbesondere Aytekin ansonsten sehr gute Leistungen zeigte. Bei Stieler setzt sich leider der Trend der letzten Saison fort, dass er zwar eigentlich überzeugt und gute Ansetzungen bekommt, aber ihm zu viele Fehler passieren.
Auch
Harm Osmers (8,18) und
Günter Perl (8,17) gehören noch in den mittleren Bereich. Der Debütant hatte leider in zwei von vier Partien einen schweren Fehler dabei, sich aber ansonsten ebenfalls gut in der Bundesliga eingefunden. Perl ist gut in seine letzte Saison gestartet, schwächelte dann aber in den letzten drei Spielen und wurde etwas zurückhaltend angesetzt.
Bei den verbleibenen sechs Referees kann man von einem enttäuschenden Halbjahr sprechen, vor allem weil sie alle mehr oder weniger viel internationale Erfahrung besitzen. Darunter ist auch
Felix Brych (8,16), der selten voll überzeugen konnte und sich im letzten Einsatz innerhalb von wenigen Minuten dann seine Durchschnittsnote verdorben hat. An seinem Standing als deutsche Nummer Eins ändert das natürlich nichts. Auch
Daniel Siebert (8,14) konnte nicht an das hohe Niveau der Rückrunde anknüpfen und ist gleich mit einem schlechten Spiel in Bremen gestartet. Die folgenden Leistungen waren insgesamt ordentlich, aber auch recht schwankend.
Wolfgang Stark (8,08) hat leider die gleichen Probleme in der Abschiedssaison wie einige seiner Kollegen in letzter Zeit. Nach zufriedenstellenden Leistungen in den ersten drei Spielen waren danach zu viele Fehler dabei, die ihm in der Häufigkeit früher nicht passiert sind. Auch Pokalfinalschiedsrichter
Marco Fritz (8,06) ist unten im Ranking zu finden, obwohl er aufgrund vieler guter Ansetzungen mit der Hinrunde vielleicht nicht so unzufrieden ist. Wie bei Aytekin und Stieler lagen bei ihm die Problem in der Mitte, allerdings waren sogar vier schwache Spiele dabei.
Tobias Welz (7,93) hat sich anscheinend erneut verletzt, nachdem sein Saisonbeginn mit mehreren Fehlern nicht gelungen war. Schlusslicht unseres Rankings ist (wie nach der letzten Hinrunde)
Christian Dingert (7,89), der in Frankfurt auch die schlechteste Einzelperformance abgeliefert hat. Schon in den vorherigen Spielen konnte er aber nicht wirklich überzeugen und kommt folgerichtig auch nur auf sechs Einsätze.
Zum Vergleich:
kicker Note TOP4: Kampka, Gräfe, Stegemann, Stieler FLOP3: Welz, Dingert, Schmidt
kicker-Spielerumfrage TOP3: Brych, Gräfe, Zwayer
Wahre Tabelle Note TOP4: Cortus, Drees, Stegemann, Osmers FLOP3: Stark, Dingert, Welz
Wahre Tabelle Ergebniskorrekturen TOP3: Stegemann, Cortus, Brych FLOP3: Welz, Fritz, Stark